Einige Unternehmen begehen den Fehler, sich zu Beginn nur auf sich selbst zu konzentrieren, anstatt auf ihre Zielgruppe. Sie preisen ihre Marke und die Produkte oder Dienstleistungen auf verschiedenen Plattformen der Online-Welt oder in Verkaufsgesprächen groß an und gehen dabei höchstens kurz auf die Probleme und Fragen ihre potenziellen Käufer:innen ein. Nun ist es in der Realität allerdings so, dass ein Artikel noch so großartig sein kann - wenn Verbraucher:innen keinen Nutzen dafür haben, werden sie in den meisten Fällen auch nicht zuschlagen.
Damit also dein Angebot und die dazugehörigen Maßnahmen deines Online-Marketings relevant für deine potenzielle Kundschaft werden, musst du erst einmal verstehen, wie Kaufentscheidungen getroffen werden und welche Faktoren diese beeinflussen.
Hier kommt auch schon das sogenannte Persona Marketing ins Spiel, worum es sich in diesem Blogbeitrag drehen soll. Bevor wir dir jedoch verraten, wo eine Persona genau eingesetzt wird und wie du Schritt für Schritt eine eigene erstellen kannst, beginnen wir mit einer Erklärung des Begriffs.
Definition Persona
Eine Persona (lat. Maske) ist eine semi-fiktionale Darstellung deines idealen Kunden bzw. deiner idealen Kundin, die du in verschiedenen Unternehmensbereichen eingesetzt kannst, um deine Zielgruppe besser zu verstehen und zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis:
- Was versteht man unter Persona?
- Arten von Personas
- Das sind die Vorteile und Einsatzgebiete einer Persona
- Buyer Persona: In 3 Schritten zur Datenerhebung
- Aufbau einer Persona
- Persona erstellen: Ein Beispiel
Was versteht man unter Persona?
Oft kennst du deine Kund:innen nicht en détail und möchtest außerdem Neukundschaft gewinnen. Daher ist es notwendig, die Bedürfnisse und Wünsche deiner Kund:innen im Rahmen einer Zielgruppenbestimmung festzulegen und diese bei ihrer Ansprache immer im Hinterkopf zu behalten. Mit einer gezielten Strategie für dein Persona Marketing kannst du genau diese Bedürfnisse und Erwartungen deiner Kundschaft analysieren und deinen idealen Kunden bzw. deine ideale Kundin erstellen.
Um ein Persona-Konzept entwickeln zu können, bedarf es zunächst quantitativer und qualitativer Methoden, damit geeignete Nutzerdaten erhoben werden können, wie etwa Online-Befragungen oder Interviews. Wenn dann alle erforderlichen Daten vorliegen, wird die Persona mit Namen, Gesicht, Funktion, Werdegang, Privatleben und ggf. weiteren Informationen ausgestattet. Sie sollte auch eigene Ziele, Verhaltensweisen, Vorlieben und Erwartungen haben.
Lesetipp: Nicht zu verwechseln mit einer Persona ist deine Zielgruppe. Wie du diese definierst und erreichen kannst, erklären wir dir hier.
Arten von Personas
Personas unterschiedlicher Art kommen in zahlreichen verschiedenen Unternehmensbereichen zum Einsatz. Du findest sie im Vertrieb, Marketing, Design Thinking, Anforderungs- und Projektmanagement sowie im Service und Support. Anhand dieser Vielzahl von Einsatzgebieten kannst du dir sicherlich schon denken, wie nützlich und anpassbar das Konzept einer Persona für Unternehmen und Unternehmensbereiche ist.
Der amerikanische Software-Designer Alan Cooper gibt drei verschiedene Persona-Typen vor:
- Marketing Persona (Zielgruppen zur Vermarktung von Produkten und Services)
- Design Persona (Zielgruppen zur Nutzung von Produkten und Services
- Proto Persona (erster, schneller Entwurf einer Persona zur Einschätzung einer Zielgruppe, der sukzessive weiterentwickelt werden kann)
Häufig wird allerdings auch zwischen diesen Persona-Arten unterschieden:
- Buyer Personas dienen als Beschreibung der verschiedenen Rollen im Kaufprozess wie beispielsweise Käufer:innen (Buyer), Influencer und Entscheider:innen (Decider)
- Candidate Persona ist ein Hilfsmittel zur optimierten Bewerberansprache
- Customer Personas sind fiktive Darstellungen eines Kunden bzw. einer Kundin, die auf gesammelten Daten, Marktforschung oder bestehenden Kund:innen basieren
- User Persona sind regelmäßige Nutzer:innen eines Produkts
- Search Personas stellen potenzielle User einer Website dar
Das sind die Vorteile und Einsatzgebiete einer Persona
Eine Persona in unterschiedlichen Unternehmensbereichen zu verwenden, bringt verschiedene positive Effekte mit sich:
- Zuallererst kannst du deine Maßnahmen im jeweiligen Bereich verstärkt an deine Kundschaft ausrichten und sie dementsprechend genau bei ihren Wünschen und Bedürfnissen abholen.
- Außerdem kannst du mithilfe von Buyer Personas verschiedene Perspektiven einnehmen und sprichst nicht mehr nur eine (nicht existierende) Durchschnittskundschaft an.
- Produkte oder Dienstleistungen sollten nicht nur auf Basis verschiedener Statistiken entworfen werden, sondern auch in irgendeiner Form nützlich sein. Deshalb ist es wichtig, deine eigene Zielgruppe in den Fokus zu rücken und mithilfe der Persona im Hinterkopf zu behalten.
- Dadurch dass Personas mitsamt ihren Eigenschaften in der Regel visualisiert und auf Karten oder Postern festgehalten werden, haben stets alle Mitarbeiter:innen des Unternehmens Zugriff darauf und können sich an ihnen orientieren.
- Auch die Costumer Journey kannst du mithilfe einer Buyer Persona besser nachvollziehen und somit deine Website stets optimieren.
- Eine Persona zeigt dir darüber hinaus auf, welche Probleme und Barrieren deine Käuferschaft täglich meistert, sodass Hindernisse aus dem Weg geräumt werden können.
Personas sind also ein sehr vielseitiges Werkzeug und immer dann nützlich, wenn du die Anforderungen mehrerer Ziele und Interessengruppen erfüllen musst oder du Schwierigkeiten hast, ein einheitliches Verständnis der Benutzeranforderungen in deinem Projektteam zu haben.
Zusammenfassend können dies Anwendungsfällt von Personas sein:
- Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen
- Prozessoptimierung und Systemimplementierung
- Entwicklung einer Marketingstrategie
- Erstellen von Marketingkampagnen
- Kundensegmentierung
Kommen wir nun zum Thema des Aufbaus einer Buyer Persona, auf die wir uns im folgenden fokussieren werden, da diese Persona-Art für die meisten Unternehmen von größter Bedeutung ist.
Lesetipp: Entdecke 12 Marketing-Strategien, für deren Umsetzung du deine Persona direkt einsetzen kannst.
Buyer Persona: In 3 Schritten zur Datenerhebung
Das Erstellen von Personas erfordert ein persönliches Gespräch mit deiner Zielgruppe. Basierend auf qualitativen und quantitativen Daten kannst du dir in verschiedenen Stadien ein vollständiges Bild von einem oder einer deiner Kund:innen machen. Im Folgenden fassen wir die 3 Schritte zusammen, mithilfe derer du erfolgreich eine Buyer Persona erstellen kannst.
Schritt 1: Erstelle einen ersten Entwurf
Im ersten Schritt verfügst du noch über keine wirklichen Daten, also musst du auf Basis deiner Erfahrung und deiner Annahmen eine erste temporäre Persona erschaffen. Das ist nötig, um überhaupt Fragen für deine Forschung entwickeln zu können. Dies leitet auch schon zu Schritt 2 über.
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Schritt 2: Überlege dir relevante Fragen
Bevor du also ins persönliche Gespräch mit deiner Kundschaft gehst, ist es sehr wichtig, dir einige Fragen zu überlegen. Dabei erweisen sich in der Regel offene W-Fragen als sinnvoll, um das Gegenüber selbst zum Erzählen zu bewegen und dabei viele Beobachtungen zu machen. Beispiele hierfür sind:
- Wer bist du? Stelle dich doch bitte einmal vor.
- Welchen Beruf übst du aus?
- Wie sieht dein Privatleben aus?
- Warum hast du unser Produkt gekauft?
- Was gefällt dir besonders gut an diesem Artikel?
- Welchen Problemen oder Hindernissen bist du im Gebrauch mit unserem Produkt begegnet?
- Welche Einkaufsmöglichkeiten nimmst du am liebsten in Anspruch?
- Welche Medien nutzt du am meisten?
Am Ende geht es darum, normale Gespräche mit den Charakteren zu führen. Auch Fragen, die über den engen Kontext hinausgehen, können interessante Rückschlüsse für die Erstellung deiner Persona liefern. Echte Neugier und Interesse am Menschen sind darüber hinaus wichtige Voraussetzungen für ein gutes Gespräch.
Schritt 3: Erhebe die Daten
Im letzten Schritt geht es nun also ans Eingemachte. Auf Grundlage der von dir entwickelten Fragen kannst du jetzt in die direkte Auseinandersetzung mit deiner (potenziellen) Kundschaft gehen. Dabei wirst du schnell feststellen, dass sich gewisse Antworten wiederholen und ein Muster erkennbar wird. Wichtig ist, dass du all deine Ergebnisse schriftlich festhältst und ggf. sogenannte User Stories formulierst. Diese helfen dir dabei, strukturiert an die Erstellung deiner Personas heranzugehen und wichtige Informationen nicht zu vergessen.
Lesetipp: Übrigens auch nicht zu unterschätzen ist eine Online-Wettbewerbsanalyse im Marketing. In diesen 5 Schritten lernst du von deiner Konkurrenz.
Aufbau einer Persona
Nachdem du nun eine solide Datenbasis gewonnen hast, geht es endlich darum, deine Buyer Personas zu erstellen. Diese können so bunt und vielseitig sein wie wir Menschen. Es ist also nicht so einfach, an alle Aspekte zu denken, die es festzulegen gibt. Aus diesem Grund haben wir im Folgenden einige wichtige Eigenschaften für dich aufgelistet, die du als Vorlage für deine nächste Persona heranziehen kannst.
1. Persönliche Merkmale
Wie bei der Fragenentwicklung im vorherigen Kapitel ist es auch hier wichtig, mit den persönlichen Merkmalen zu starten. Definiere für deine Persona also einigen der folgenden Eigenschaften und sei dabei so lebensnah - und natürlich zielgruppenorientiert - wie möglich:
- Name
- Geschlecht
- Alter
- Foto
- Familienstand
- Wohnort
- Persönliches Zitat
2. Werdegang
Insbesondere für B2B-Brands sind die folgenden Merkmale wichtig:
- Ausbildung
- Beruf
- Aktuelle Position
- Aktuelle Aufgabenbereiche
- Berufliche Ziele
3. Medienkompetenz
Je nach Branche und Zielgruppe kann es wichtig sein, wie technik- bzw. medienaffin deine Persona ist. Bestimme also:
- Wie gut beherrscht sie den Umgang mit digitalen Medien?
- Welche digitalen Angebote nutzt sie?
- Handelt es sich bei ihr eher um einen Digital Native oder noch um einen Digital Immigrant?
4. Wünsche & Bedürfnisse
Persönliche Wünsche und Ziele geben Aufschluss über die Motive einer Persona. Was treibt sie an? Warum sind deine Leistungen gerade so wichtig für sie? Warum nimmt sie bestimmte Angebote von dir nicht in Anspruch? Dies kann dir Informationen darüber geben, inwiefern du deine Produkte optimieren solltest, damit sie die Bedürfnisse deiner Persona noch stärker erfüllen.
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5. Probleme
Auch sogenannte Pain Points, also Probleme (im Alltag) deiner Persona, geben dir wichtige Erkenntnisse darüber, wie du deine Leistungen weiter verbessern könntest. Halte also fest, welche Momente durch Frustration gekennzeichnet sind und warum.
6. Interessen & Aktivitäten
Hobbies oder wiederkehrende Tätigkeiten im privaten oder beruflichen Leben können dir ebenfalls spannende Einblicke in die Wünsche und Ziele deiner Zielgruppe gewähren. Halte also auch diese Informationen in deiner Persona fest.
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Persona erstellen: Ein Beispiel
Um die theoretischen Inhalte aus dem vorherigem Kapitel etwas anschaulicher zu erklären, haben wir hier ein Beispiel vorbereitet.
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Nehmen wir an, du bist in der Modebranche tätig und hast dich nun dazu entschieden, deine Artikel auch in einem eigenen Onlineshop anzubieten. Du hast bereits deine Stammkundschaft im Ladengeschäft befragt und es haben sich unterschiedliche Typen herauskristallisiert. Einer davon ist die folgende Persona:
Name: |
Sophie Meyer |
Geschlecht: |
Weiblich |
Alter: |
27 Jahre |
Familienstand: |
Verheiratet, 1 Kind |
Wohnort: |
Kleinstadt |
Persönliches Zitat: |
„Mode ist vergänglich - Stil ist für die Ewigkeit.“ |
Ausbildung: |
Ausbildung zur Mediendesignerin |
Beruf / aktuelle Position |
Mediengestalterin Print & Digitales (Vollzeit) |
Aktuelle Aufgabenbereiche: |
Grafische Umsetzung von Projekten & Content-Planung |
Berufliche Ziele: |
Sophies Wunsch ist es, Teamleiterin der Grafik-Abteilung zu werden. Sie möchte unbedingt in ihrem bisherigen Unternehmen bleiben, da dort das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Fokus steht. |
Medienkompetenz: |
Sophie zählt zu den Digital Natives und ist u. a. aufgrund ihrer Ausbildung und ihres Berufs sehr technik- und medienaffin. In ihrer Freizeit nutzt sie besonders gerne soziale Netzwerke, wie Instagram. |
Wünsche & Bedürfnisse: |
Sophies Herz schlägt neben ihrer Familie besonders für Nachhaltigkeit. Sie ernährt sich vegan, achtet verstärkt auf ihren ökologischen Fußabdruck und ist kein Fan der Wegwerfgesellschaft. Aus diesem Grund versucht sie z. B. stets, langlebige Produkte zu kaufen. Dennoch legt sie großen Wert auf ein stilvolles Erscheinungsbild. |
Probleme |
In ihrer Kleinstadt kann Sophie kein Kleidungsgeschäft finden, das nachhaltige Mode verkauft. |
Interessen & Aktivitäten: |
Sophie ist ein Familienmensch und hält sich mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter gerne in der Natur auf. Viel Zeit für Hobbies oder Treffen mit Freundinnen hat sie als frisch gebackene Mutter aktuell nicht. |
Erwartungen an den Onlineshop und die Produkte |
Obwohl Sophie Umweltschutz so wichtig ist, wünscht sie sich dennoch einen nachhaltigen Onlineshop, da es in ihrer Nähe keinen Laden mit solcher Mode gibt. Dabei ist es ihr wichtig, dass Verpackungen, Versand und natürlich die Kleidungsstücke umweltfreundlich sind. |
Wie du siehst, erhältst du so schon einige Informationen, die du beispielsweise für künftige Marketingmaßnahmen strategisch einsetzen könntest. Allerdings würde diese Persona wahrscheinlich nur einen Teil der Zielgruppe repräsentieren und du als künftige:r Onlineshop-Betreiber:in könntest noch beliebig viele weitere Buyer Personas anlegen.
Lesetipp: In diesem Beitrag verraten wir, wie du mit Facebook Zielgruppen in diesem Jahr dein Targeting optimieren kannst.
Fazit
Personas sind nicht nur im Marketing der Eckpfeiler einer kundenzentrierten Arbeit. Dadurch dass sie die Bedürfnisse, Wünsche und Probleme einer Zielgruppe veranschaulichen, können auch Produkte und Dienstleistungen entsprechend entwickelt oder optimiert werden.
Doch auch wenn du möglichst schnell Ergebnisse erzielen möchtest, solltest du dir ausreichend Zeit für die Entwicklung einer oder mehrerer Buyer Personas nehmen. Denn sie helfen dir nicht, wenn du nur schnell ein Template ausfüllst. Stattdessen solltest du deine Persona passend zu deiner Unternehmensstrategie entwerfen. Wir hoffen, dieser Beitrag konnte dir wertvolle Tipps zur Erstellung deiner Persona liefern und wünschen viel Erfolg – und auch Spaß – bei deiner eigenen Ausgestaltung!
Häufig gestellte Fragen zu Persona
Was macht eine gute Persona aus?
Welche Arten von Personas gibt es?
Search Persona und Candiate Persona. Nach Cooper gibt außerdem drei weitere Arten, nämlich die Marketing Persona, die Proto Persona und die Design Persona.
Wie bestimme ich eine Persona?
• Persönliche Merkmale
• Werdegang
• Medienkompetenz
• Wünsche & Bedürfnisse
• Probleme
• Interessen & Aktivitäten
Im Beitrag erfährst du, welche Variablen unter diese Kategorien fallen können.